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Rückblick Part III - unser Alltagsleben über Tiere ohne Zuhause

auf dem Bild das ist "Peach", jedenfalls nannten wir Ihn so da wir Ihn in einem Pfirsichhain angetroffen hatten... Zuerst war ich mir relativ sicher das er zu einem Hirten gehören musste in dieser doch recht dünn besiedelten Gegend die eigentlich nur durch Obstplantagen geprägt war...

Aber es kam diesmal kein Hirte vorbei der ihm  liebevoll über den Kopf strich und mit in sein Zuhause nahm... Peach hatte einfach keines...

 

Auf unserer Reise begegneten wir schon hunderten von Straßenhunden, im Balkan ging es langsam los und je weiter wir südlicher fuhren um so sprunghafter stieg auch die Anzahl dieser Tiere an... Momentan befinden wir uns in Griechenland und hier war es bis jetzt am allerschlimmsten...

 

Wir sahen meistens eigentlich nur größere bis große Vierbeiner die immer im Rudel lebten. Die kleinen lagen oft überfahren am Straßenrand und wo einer lag, da lagen weitere überfahrene Exemplare oft nicht weit davon entfernt... 

 

Man fragt sich natürlich warum das so ist, wir kamen zu der Schlussfolgerung das sie nach ihrem toten "Spielkameraden" schauen wollten und dadurch ebenfalls ein Opfern des Straßenverkehrs wurden... 

 

Aber zurück zu Peach... Peach war irgendwie anders, er streifte alleine ohne ein Rudel umher und war eindeutig die bedauernstwerteste Kreatur die wir bis jetzt gesehen hatten... Abgemagert bis auf die Rippen und fürchterlich scheu noch dazu... Als Friedi ihm einen Hähnchenknochen den wir vom Abendessen noch hatten zuwarf, rannte er um sein Leben aber nicht Richtung Futter, sondern in die entgegengesetzte Richtung davon... 

 

Als die Dämmerung kam, kam dann auch Peach wieder zurück... Da lag er nun gerade mal 4 - 5 Meter vom Auto entfernt und schien wieder unserer "Nähe" zu suchen... Brot und Wurst hatte ich schnell zusammengesucht und als ich leise die Hecktüre öffnete überlegte ich mir besser nicht auszusteigen, nicht das Peach wieder das Weite sucht... Ich redete leise mit ihm, wedelte mit dem Wurstbrot und Peach schien begeistert darüber zu sein, jedenfalls so lange bis ich es in seine Richtung warf und er dann wieder fluchtartig davonlief... Es war einfach nur zum "heulen" und verzweifeln mit Peach sag ich euch, der muss doch einen scheiß Hunger haben so wie er aussieht, warum holt er sich nicht einfach das verdammte Essen bei uns ab...

 

Die halbe Nacht redeten wir über Peach weil er uns einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte... Warum lebt er ausgerechnet in einer gottverlassenen Pfirsichplantage wo nix los ist und es nicht einmal wilde Müllkippen gibt, wo oft was fressbares zu finden ist... Warum sucht er unsere Nähe und hat trotzdem so eine Angst vor uns... Wo ist sein Rudel falls es jemals eins gab... Wir denken das Peach einfach von seinem ehemaligen Besitzer dort ausgesetzt wurde und vielleicht wartet er dort einfach auf seine Rückkehr... wir wissen es nicht...

Am nächsten Morgen schon früh vor 6 Uhr lag er dann wieder in unmittelbarer Nähe von Blue bei uns rum... Es war ein kalter Morgen mit nur 6 oder 7° Grad... Er lag zusammengekauert da und vergrub seine Nase in seinem langen Fell... Sein Abendessen hatte er sich dann wohl doch noch irgendwann letzte Nacht geholt...

 

Sein Frühstück hatte ich schnell für ihn zurecht gemacht und legte es diesmal einfach ein paar Schritte entfernt von uns auf den Boden...  Wir zogen uns noch schnell ein paar warme Sachen über, stiegen ein und fuhren in den neuen Tag hinein... 

 

Es war ein trauriger Abschied mit der Gewissheit das Peach den Winter dort bestimmt nicht überleben wird... und ja, solche verdammt beschissenen Momente gehören eben auch zum Reisen dazu...

 

Mittlerweile haben wir nun schon Mitte Oktober und auch hier verfärben sich langsam die Blätter zum Herbstanfang... Ein tolles Ausflugshighlight liegt nun gerade einmal 3 - 4 Tage hinter uns und doch ist immer wieder  unsere Stimmung zwischendurch getrübt und war auch mal auf einem Tiefpunkt angelangt... und das hat einen Grund:

Das ist "Rock", Sie nannten wir so wegen den markanten Felsformationen vom Ausflugsziel... Rock fand uns nur ein paar Kilometer davon entfernt wo sie uns an unserem Camp aufspürte...

 

Unser Camp lag auf einem größeren Vorsprung in einer Kurve gelegen... Solche Aussichtspunkte gab es recht oft, vielleicht jeden Kilometer oder so... Scheint ein wunderbarer Platz zu sein um Hunde wohl zu entsorgen, genauso als wenn sie Ihren Bauschutt oder Müll dort abladen... An Aussichtspunkten sahen wir nämlich richtig oft auch Streuner rumliegen... Ein beliebter Platz...

 

Zurück zu Rock... Ich weiß nicht ob ihr auf dem Bild gesehen habt das mit Rock etwas nicht stimmt... Sein Besitzer hat ihr eindeutig ein Ohr "sauber" bis zum Knorpel abgeschnitten, im Kampf ist das definitiv nicht so passiert... Was nicht so gut zu sehen ist, das mit ihrem einem Hinterlauf irgendetwas auch nicht stimmt... Aber zum Glück kann Sie trotzdem ganz normal laufen und auch toben und rennen... Mittlerweile wissen wir das es wohl einige Sadisten unter den Hundehaltern hier gibt und die sich dann an diesen wehrlosen Tieren aus reiner Freude vergreifen. Rocks Besitzer war wohl eindeutig leider auch so ein Patient...

 

Rock war auch wieder etwas ganz besonderes, wieder ohne Rudel, schlimm abgemagert und ein ganz liebes zutrauliches Wesen hatte Sie sogar auch noch...

 

Um die Mittagszeit traf Sie uns, als wir zu unserem Schlafplatz vom Vortag zurückkehrten um dort ein paar Stunden zu relaxen bevor wir wieder zum Sonnenuntergang zurück zum Sightseeing wollten zwecks ein paar guten Fotos und so...

 

Rock war zutraulich aber nicht so "stürmisch" oder aufdringlich wie manch andere Hunde,  was wir auch schon oft erlebt hatten und nicht immer so angenehm bei uns rüberkommt... Ich saß in der Sonne genossen die wahnsinnig schöne Aussicht, Friedi rasierte sich und plötzlich stand Rock einfach neben mir... Meine Fresse hatte ich einen Schrecken bekommen... Klar das das dünne Ding erst mal ne Portion Hundefutter und auch eine Schüssel Wasser von mir bekam... 

Rock hatte genau gesehen das ich die Dose mit dem restlichen Futter auf den Vordersitz gestellt hatte... Ganz vorsichtig schaute Sie dann erstmal nach wo die Dose genau stand...

 

Klar hatte Sie noch Hunger und bekam dann noch ne Portion von Friedi... Wir saßen in unseren Stühlen, Rock lag entspannt vor uns und holte sich ab und an mal eine kleine Streicheleinheit bei Friedi zwischendurch ab... Momente wo man beobachtet, versucht zu verstehen, zu analysieren und dann plötzlich weiß das Rock nicht auf der Straße geboren wurde anhand ihres Verhaltens... Auch Sie suchte unsere Nähe und nicht nur des Futters wegen...

 

Der Abend brach an und wir fuhren los... Am nächsten Aussichtspunkt hielten wir an um zu schauen ob es vielleicht ein noch schönerer Schlafplatz für die Nacht für uns wäre... Plötzlich sah ich wie Rock wie irre die Straße zu uns runterrannte, ich dachte noch: man Mädchen geh von der Straße endlich runter bevor noch ein Auto kommt... Dann stand Sie wieder schwanzwedelnd vor uns, ich schimpfte aus Spaß etwas mit ihr wegen der Straßennummer und das es grundsätzlich ne Scheiß Idee von ihr wäre das wenige Futter auf so eine Art zu verbrennen... Rock pinste und winselte rum, also gab es wieder was zu futtern von uns... Dann fuhren wir davon...

 

Als wir 2 Stunden später zurückkamen saß Sie immer noch am 2ten Aussichtspunkt wo wir sie zurückgelassen hatten... Wir fuhren vorbei zu unserem alten Camp und als wir kurz darauf an unserem Platz ankamen und gerade eingeparkt hatten, kam auch Rock wieder auf uns zugestürmt... Mein Gott was Sie sich freute uns wiederzusehen... Das Ende vom Lied war das wir Rock unser komplettes Abendessen gaben,  fast ein ganzer Laib Brot... Wir waren hungrig, aber dafür war Rock nun satt und sie hatte es ja auch eindeutig nötiger als wir...

 

Dann kam der Regen... Wir verkrochen uns in unser trockenes Zuhause und Rock lag draußen zusammengerollt neben Blue am Hinterrad rum...  Als ich mitten in der Nacht aufs Klo musste lag Sie immer noch draußen im Regen. Ich stieg leise aus, Sie schaute mich an und ich flüsterte: alles o.k. bin gleich zurück... Als ich zurück kam tat ich etwas was ich vorher noch nie bei einem Streuner getan hatte, ich streichelte ihr über den Kopf... Ich beugte mich zu ihr herunter, zeigte mit dem Finger unters Auto und sagte ihr das es dort trocken ist und sie sich besser dort hinlegen sollte... Ich kletterte wieder zurück in Blue und kuschelte mich unter meine warme Decke... Kurze Zeit später hörte ich wie Rock sich tatsächlich unter Blue dann verkroch... 


Die ganze Nacht hatte es durchgeregnet und es war ein richtiges Schmuddelwetter. Als Friedi am Morgen aus der Dachbox unseren Gaskocher rausfischte kam auch Rock unterm Auto herausgekrochen... Wir saßen im Auto, kochten  Kaffee für uns zwei und Rock saß draußen im Regen und schaute uns zu... Nach dem Kaffeekochen setzte ich dann einen großen Topf Spaghetti auf... Wir hatten uns abends nämlich schon überlegt mit was wir Rock nun noch halbwegs satt bekommen würden... Jeder von uns aß vielleicht 2 - 3 Gabeln und dann war Rock wieder an der Reihe... Sie futterte den riesigen Berg Nudeln mit Soße und freute sich sichtlich über so viel Essen das Sie von uns bekam...


Während Sie die Pasta verspeisste zogen wir uns um und verstauten unsere paar Sachen  wegen der Weiterreise... Beim Zähneputzen als wir an den Kanister mussten der hinten immer in Blue drinsteht ging es dann los: Rock winselte erbärmlich und richtig herzzereissend und versuchte ins Auto hinten reinzuhüpfen... Das war sowas von schlimm Sie so zu sehen wie Sie fast verzweifelt es immer wieder versuchte sobald die Tür nur einen Spalt geöffnet wurde weil wir das Zahnputzzeugs ja irgendwie noch verstauen mussten... Als Friedi dann noch sagte: Rock mach es uns doch nicht noch schwerer, da flossen bei mir dann die Tränen...


Irgendwie war es völligst verrückt, wir kannten diese Hündin ja keine 24 Stunden... Aber wisst ihr wie es sich anfühlt wenn ein Hund euch anschaut als hättet ihr ihn selbst ausgesetzt??? Sein Blick der nicht zu verstehen scheint warum er nicht mitdarf warum er alleine zurück bleiben muss... Das schlimme war auch das Rock wirklich alles richtig gemacht hatte um uns zu gefallen... Unsere Solarpanells konnten wir liegen lassen weil Sie immer ganz bedacht war nicht draufzutretten, wenn man aufs Klo musste lief sie einem nicht nervend hinterher und sogar morgens konnten wir erstmal in aller Ruhe einen Kaffee trinken... Sie war präsent aber nie aufdringlich und das gefiel uns wahnsinnig gut an Ihr... Und wenn Sie gestreichelt wurde war Sie einfach der glücklichste Hund überhaupt...


Wir stiegen ohne Rock ins Auto und fuhren los... Mir liefen immer mal wieder Tränen übers Gesicht weil ich wußte das dieser tolle Hund  höchstwahrscheinlich auch den Winter nicht überleben wird weil ihm niemand ein Zuhause geben wird... Mir liefen aber auch die Tränen, weil ich eine wirklich scheiß Wut im Bauch hatte, auf die ganzen Arschlöcher da draußen die ihren Tieren so etwas antun...


sooo das war's erstmal...


Grüße Manuela & Friedi 

don't forget...  Wir freuen uns auf euer Feedback...

Kommentare: 6 (Diskussion geschlossen)
  • #6

    Travel-Experience (Freitag, 31 Dezember 2021 14:06)

    @Heidi & Simone... ham uns riesig gefreut was von euch zu hören... Das mit den Streunern find ich richtig toll, was ihr da macht... und ja das war manchmal richtig schwer zu ertragen mit dem Elend der Tiere... Bleibt uns gesund, ganz viele liebe Grüße an euch und einen guten Rutsch ins neue Jahr... :-) Grüße aus Ungarn von uns zwei

  • #5

    Heidi und Simone (Montag, 27 Dezember 2021 11:49)

    Hallo ihr Lieben,
    Carola hat uns gestern den Link geschickt und heute lesen wir voller Begeisterung eure Reiseberichte. Uns kullern gerade die Tränen weil wir genau wissen wie schwer es ist dieses Tierelend zu ertragen. Wir nehmen regelmäßig Hunde aus Griechenland zur Pflege bei uns auf, leider können nicht alle gerettet werden.
    Ganz liebe Grüße aus Deutschland

  • #4

    Travel-Experience (Donnerstag, 28 Oktober 2021 16:28)

    @Bernd... ja das mit den Hunden ist echt weltweit ein prob... Durch Covid wurde es dann auch noch viel schlimmer... Was für ein Leid... greets und thx für's fleißige lesen vom Blog :-)

  • #3

    Bernd (Dienstag, 26 Oktober 2021 19:34)

    Hi, schön wieder was von euch zu lesen!
    Is ja echt schlimm mit den armen Hunden, echt ne Schweinerei. Aber so sind nun mal viele Menschen. Des blaue Auge in Albanien is ja echt geil...
    Da willst gleich reinspringen.
    Cool weitermachen...


  • #2

    Travel-Experience (Samstag, 23 Oktober 2021 13:09)

    @Carola... gerne haben wir das mit unseren Followern geteilt, ist ja schließlich nicht nur alles kunterbunt was wir erleben... Liebe Grüße

  • #1

    Carola (Sonntag, 17 Oktober 2021 21:21)

    Hi Ihr Zwe,
    als heute der Artikel erschien wollte ich Euch mit Kritik und Fragen bombardieren. Dann fing ich mit dem Lesen an und schnell wurde mir klar alles Nebensache ... Erst die Begegnung mit Peach, die Euch noch im Nachtgespräch wichtig war und dann kam Rocky. Bei dem Gedanken, dass Ihr Euer Abendessen nicht geteilt sondern ganz Rocky gegen habt, hat mir ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert und das erste Tränchen kullerte. Als Manuela dann Rocky streichelte war mir klar Rocky ist was Besonderes.. Das Weiterlesen war dann gar nicht so einfach, die Tränen liefen nur so. Der Abschied war unvermeidbar und ich sitze auf der Couch mit warmer Decke und bin sehr traurig und wütend ... Vielen lieben Dank, dass Ihr diese Erfahrung hier mit uns teilt und all dennen, die sich für Strassenhunde engagieren.
    Denke an Euch und drücke Euch feste


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