es verschlug uns wieder einmal nach Sápmi, in das Land der Sámi das uns schon so oft "verzaubert" hatte und von dem wir irgendwie auch nicht "genug" bekommen konnten. Dieses Mal wanderten wir durch ein altes Jagdgebiet von diesem indigenen Urvolk. Wir folgten den Spuren der Steinzeit und wurden Zeugen von Jagdszenen und Schamanismus...
Ich kann mich gut daran zurück erinnern an die Region Suomussalmi, die sogenannte "Wilde Taiga" die im Osten Finnlands liegt, an der Grenze zu Russland.
Hier wollen wir den Hossa Nationalpark besuchen und um dort hinzugelangen fuhren wir stundenlang durch diese abgeschiedene und recht dünn besiedelte Region. Hier ist man dem "Niemandsland" wirklich sehr nahe und das "Freiheitsgefühl" ist bei einem Roadtrip garantiert inklusive.
Die wilde und fast unberührte Natur ist geprägt durch Kiefer- u. Fichtenwälder, grüne Farne und einige Heideflächen.
Wir sehen das sich die Natur nun langsam auf ihren "Winterschlaf" vorbereitet, der bald vor der Tür steht. Die ersten herbstlichen Vorboten sind für uns nicht zu übersehen. Mancherorts leuchtet das Moos und kleinere Gewächse uns gelb und rot schon entgegen. Wie schön muss es erst im Herbst sein wenn die Farben hier richtig explodieren fragen wir uns...
Unser Trip geht durch eine sanfte Hügellandschaft mit wunderschönen Seenlandschaften. Über 130 Seen und kleinere Teiche gibt es im Hossa NP. Viele davon leuchten uns in einem intensiven dunklen Blau entgegen und sind miteinander verbunden. Das ist 100 pro ein Paradies für Kanu- u. Kajakerlebnisse auf diesen Kilometer langen Wasserwegen in der Einsamkeit von Hossa...
Auch prächtige Bergrücken, die Zeugnisse der letzten Eiszeit sind, gleiten während der Fahrt an uns vorüber und ziehen immer wieder unsere Blicke fast magisch an.
Die Sümpfe die es hier in der Gegend gibt sind oft überzogen mit einem tollen braun und cremeweiß, das sich wie ein Schleier auf der Wasseroberfläche verteilt und wie ein abstraktes Gemälde schon fast daher kommt, Moderne Kunst erschaffen durch die Natur...
Hier ist das Revier von Wolf, Luchs, Bär und dem gefährlichen Vielfraß, dem wir aber lieber nicht begegnen möchten. Wenn dieser aggressive Bärenmarder Menschen angreift, endet es oft tödlich, er springt ausschließlich direkt an die Kehle und beißt zu. Na dann gn8 mit Acht & sweet dreams forever...
Wer oft unsere Wege "kreuzt" sind die friedlichen Rentiere, grasend in der Nähe der Straße oder selbst "on the Road" auf Streifzügen durch ihr Weideland. Damals im 16. Jahrhundert lebten auch nur Sámi im Hossa und damit begann auch die Rentierzucht im heutigen Nationalpark.
Ich glaube wir hätten noch tagelang einfach so durch die Landschaft cruisen und uns von der Schönheit davon flashen lassen können, aber wir hatten da ja noch ein Date mit unseren Wanderschuhen, die uns zu einem absolutes Top Highlight bringen sollten...
Im Besucherzentrum organisierten wir uns zu aller erst einmal einige Infos über den Park, studierten die verschiedenen Trails die es gab und all so ein Zeugs. Dann ging es auch schon munter bei angenehmen 12° Grad an diesem schönen Morgen los. Juhu, Hossa wir kommen !
Wir entschieden uns für einen Rundweg, den 8 km langen Värikallion Kaarros Trail und folgten einfach den gelben Markierungen am Wegesrand die es überall gab...
Der Pfad schlängelte sich entlang von Heidelbeerbüschen übersääten Wäldern, ging manchmal über Stock und Stein und entlang von Seen und Flüssen.
Ein Waldabschnitt war besonders schön, dort hingen unglaubliche Mengen dieser hellgrünen Bartflechten an den Fichten herab, manche bestimmt um die zwei Meter lang. Wir hatten mittlerweile schon oft dieses sogenannte Engelshaar gesehen aber noch nie in solch einem Ausmaß. Ich war so verzückt darüber das ich beschloss: wenn es einen "Feenwald" gibt, dann ist er an diesem magischen Ort...
An moorastigen und feuchten Stellen ging es dann über Holzplanken weiter, nicht nur der trockenen Füße wegen, sondern vor allem um das sehr empfindsame Ökosystem darunter natürlich zu schützen...
eine wirklich tolle "Stimmung" erzeugten die verschiedenen Licht- u. Schattenspiele...
Auch an überdachten Sheltern, gemütlichen Grillplätzen und einer Trockentoiletten die hier zu den Wanderstrukturen zählen, kamen wir hin und wieder vorbei. Eine willkommene und auch schöne Sache die wir gerne für eine Pause natürlich nutzten. Wer kann da schon widerstehen, wir eindeutig nicht :-)
Rundumsorglospaket: Grill, Feuerholz, Axt, alles da...
der Sommerjoki, einer der Kanu Wanderwegen im Park...
Ala-Ölkky, ein Platz zum genießen in der finnischen Natur...
und dann erreichten wir auch schon den Steg der uns die letzten paar Meter zu der wohl berühmtesten Sehenswürdigkeit im Hossa Nationalpark führen sollte und auf die wir uns seid wir davon gehört hatten ganz besonders freuten :-)
Absolute Premiere war das für uns beide sogar, solch ein Kunstwerk hatten wir noch nie zuvor bestaunen können. Und nun standen wir auf dem Steg, die warme Nachmittagssonne im Rücken, waren mutterseelenallein und konnten es in aller Seelenruhe auf uns wirken lassen und in die mystische Stimmung eintauchen die Künstler vor tausenden Jahren hier hinterlassen hatten.
Die Värikallio-Felsmalereien - Geschichten aus einer längst vergessenen Zeit...
Die Värikallio-Gemälde Serie in Somerjärvi stammen aus der Jungsteinzeit, sind also somit mindestens um 4.000 Jahre alt und wir waren echt erstaunt wie gut sie immer noch erhalten sind. Fast nicht zu glauben wie gut der Zustand der Farben noch ist, trotz den Umwelteinflüssen die es mittlerweile zu Hauf so alle gibt.
Auch in der Jungsteinzeit lagen die Felsklippen schon im Wasser und die Malereien wurden entweder per Boot oder eben im Winter stehend vom Eis aus angebracht.
Das überdimensionale Gesamtkunstwerk besteht aus 61 identifizierbaren einzelnen Darstellungen. Wir sahen Jagdszenen, schamanische Rituale und erhielten einen Einblick in die Weltanschauung der Menschen aus dieser Zeit.
Es ist aber auch ein Einblick der Menschheitsgeschichte vom Übergang von den Jäger- u. Sammlerkulturen der Steinzeitmenschen, bevor die Epoche zu der Hirten- und Bauernkultur bevorstand, einem Teil das unser Leben heute noch prägt...
Aber jetzt genug erzählt... ich denke auf dem ersten pic habt ihr nicht allzuviel entdecken können. Insgesamt gibt es 33 Elche, ein Bär, zwei Tierpfoten, zwei Eidechsen und 21 Menschengestalten zu sehen.
ein Teilausschnitt für euch... hier könnt ihr einzelne Figuren erkennen, schaut es euch einmal genau an und überlegt was es im einzelnen darstellen könnte...
und fündig geworden? links neben dem weiß eingerahmten seht ihr die "Figur" die ich euch gleich erkläre...
die Menschen mit dem dreieckigen Kopf: sehr selten in der finnischen Felskunst sind die Figuren mit einem dreieckigen Kopf. Hier im Hossa NP gibt es vier davon, sie sind sogar das Wahrzeichen von diesem Nationalpark...
die Menschen mit dem Geweih: menschliche Figur mit einem Geweih auf dem Kopf oder als Tier verkleidet und getarnt findet man auch in dieser Gemäldeserie. Diese Figuren stellen eventuell eine Hexe oder sogar einen Schamanen dar. Kopfschmuck mit Geweih war nämlich später bei den arktischen Jägervölkern ein Teil der Hexenkleidung...
die gebärende Frau: diese Szene stellt eine Frau dar, die womöglich in den Wehen liegt. Gemalt wurde sie wahrscheinlich, um die Fruchtbarkeit zu gewährleisten, um für den wichtigen Fortbestand der Sippe zu sorgen...
der Elch: hier seht ihr ein Exemplar von den insgesamt 33 Elchen die hier gemalt wurden...
aber wie ihr schon selbst bestimmt gesehen habt gibt es noch bedeutend mehr Figuren zu entdecken...
nur noch eins dazu: die Bilder aus der Steinzeit in Finnland sind allesamt gemalt, es gibt keine in Fels eingravierten Zeichnungen. roter & gelber Ocker diente als Färbemittel, dem Blut, Fett und /oder Eigelb beigemischt wurde...
Für uns war es eine wirkliche sehr spannende Reise in eine längst vergangene Ära unserer Menschheitsgeschichte und ich hoffe euch hat es auch etwas Spaß gemacht...
soooo das war es mal wieder für heute, bis zu unserem nächsten Abenteuer...
see you soon
Grüße Manuela & Friedi