Gespräche über die Kartoffel Deutschen

im Gedenkpark Kongenshus Mindepark wurde ich von einem überaus charmanten älteren Herren angesprochen, der mich fragte ob ich meinen Ururgroßvater hier suchen würde...

Es gibt viele die Verwandte hier im Gedenktal haben sprach er weiter. Ich glaube ich schaute Ihn leicht verdutzt an, auf alle Fälle schüttelte ich dann langsam meinen Kopf, lachte leicht verlegen und sagte: nein wir haben hier niemanden den wir besuchen können, jedenfalls niemanden bestimmtes.

Er würde hier gleich zwei seiner Vorfahren gedenken sprach er weiter, er zeigte nach links und sagte: um die nächste Kurve da ist der erste. Er hob seinen Arm, zeigte weit über die Heide und meinte dann: und ganz da hinten im großen Steinkreis da geht es dann auch noch hin. Der Steinkreis ist die "Hall of Fame" dort wird an die aller wichtigsten Heidebauern erinnert, an die Pioniere der damaligen Zeit und ohne die Dänemark nicht das geworden wäre was es heute ist beendete er seinen Satz...

Wir standen quasi noch ganz am Anfang von dem Gedenkpark waren gerade ein paar Schritte gelaufen und ich zeigte auf die großen Steine und die vielen kleinen die immer daneben lagen...

Er verstand sofort was ich eigentlich fragen wollte. Es gibt 39 große Steine, die stehen für jeden einzelnen Gutshof dessen Menschen die störrische und öde Heide mühsam kultiviert haben. Ein richtiger Knochenjob war das damals sagte er weiter, er lachte und meinte: für die heute eher zart besaiteten Hände wäre das eher nichts mehr befürchte ich... Ich musste auch lachen und sagte grinsend zurück: ja heute will ja nur noch jeder Bänker oder ein Instagram-Star werden oder sonst so ein Kram... 

Auf den kleinen Steinen befinden sich mehr als 1.200 Namen, die Namen insgesamt aller Heidebauern fuhr er fort die es gab. Zu einem großen Stein gehören immer viele kleine, alle die auf dem Gut gearbeitet haben und sie heißen Gemeindesteine. Ich verstand und nickte...

Und dann begann er von den Kartoffel Deutschen zu erzählen... Die Deutschen waren von Anfang an dabei und gehörten zu den Pionieren. Das ist lange her, zwischen 1759 und 1760 kamen um die 290 Familien die vom damaligen König eingeladen wurden um die Heide zu bewirtschaften und das Land fruchtbar zu machen. 

Er fragte uns wo wir herkommen und wir antworteten aus Heppenheim, ca. 60 km von Frankfurt entfernt... Er nickte und sagte: damals kamen sie auch aus Frankfurt aber sie kamen zu Fuß hierher und waren vielleicht 6 Wochen insgesamt unterwegs...

Die Deutschen merkten dann wohl ziemlich schnell das die Heide für den Getreideanbau nicht so geeignet wäre und fingen an Kartoffel anzubauen die sie dann auf den hiesigen Märkten auch verkauften. Daher kommt wahrscheinlich auch der Name Kartoffel Deutsche erklärte er uns...

Seine Frau hakte sich bei ihm unter, wir bedankten uns für das sehr nette Gespräch mit ihm und sie gingen weiter zur Hall of Fame...

Wir schlenderten gemütlich weiter, lasen unzählige Namen auf den Gemeindesteinen und auf den Guthofsteinen lasen wir ab wieviel bewirtschaftet wurde, wieviel Wald angelegt wurde und welcher Teil davon Heide blieb...

Der Gedenkpark hatte aber noch mehr zu bieten..  Ein schönes kleines Museum mit tollen Fotos aus der damaligen Zeit das wir noch besuchten und ein riesiger Schafspferch durch den wir hindurchfuhren. Dort lebt die größte Schafsherde Skandinaviens mit ca. 1.000 Tieren die für die Pflege des riesigen Heidegebietes eingesetzt werden.

In Dänemark gibt es unglaublich viele Heidegebiete und es war echt interessant über die Geschichte der Kultivierung auch mal etwas zu erfahren... Wenn wir danach durch Wälder fuhren oder die bestellten Äcker erblickten, dann sahen wir diese dann mit anderen Augen, wir sahen den Schweiß der Menschen und die viele Arbeit die dahinter steckte... Das sahen wir dann tatsächlich...

sooooo das war es dann aus dem Tal der Steine... in memory of... für die jütländischen Heidebauern und natürlich auch für die fleißigen Kartoffel Deutschen...

see you soon

Grüße Manuela & Friedi