In der Natur zu sein bedeutet: zu staunen, sich beeindrucken zu lassen und eine Verbindung zu etwas Größerem als sich selbst zu finden. Laponia ist das Land der Sámis, der Ureinwohner von schwedisch Lappland und dem letzten Urvolk Europas...
Sámi ist die Selbstbedeutung der Samen und bedeutet "Sumpfleute" und Ihr Siedlungsgebiet nennen sie Sápmi das sich über Teile von Schweden, Norwegen, Finnland und Russland erstreckt. Laponia ist Sápmi und gehört diesem indigenen Urvolk, das unglaubliche Erbe ihrer Vorfahren die vor tausenden Jahren hier schon lebten...
Endlose Generationen der Samis haben sich am Lagerfeuer Geschichten erzählt und waren eins mit dieser atemberaubenden Wildnis von Laponia, eine der wenigen UNESCO-Welterbestätten der Welt...
und heute möchte ich euch ein paar Geschichten erzählen, über die Samen und ihre wunderschöne Kultur und ihren alten Traditionen...
die samische Flagge
das Gedicht Páiven párna (die Söhne der Sonne) nimmt Bezug auf die Gestaltung Ihrer Flagge. Der Kreis symbolisiert Ihre Trommeln die in Ihrer Musik und im Schamanismus noch heute eine große Rolle spielen. Das Rot vom Kreis steht für die Sonne und das Blau für den Mond.
das rot, grün, gelb und blau der Flagge sind die Farben ihrer traditionellen Tracht und diese spiegeln die verschiedenen Elemente ihres Lebens wieder. Rot ist die Wärme, das Licht, das spendende Feuer und die Liebe. Grün für die Natur und die Pflanzen in ihrem geliebten Sápmi. Gelb steht für die Sonne und Langlebigkeit. Blau für das lebenswichtige Element Wasser...
die Jahreszeiten
die Samis sind so naturverbunden das es nicht nur vier sondern acht Jahreszeiten gibt die sie durch das ganze Jahr begleiten.
der Winter -Dálvvie- die Jahreszeit der Pflege... Die Hufe der Rentiere graben sich durch die meterdicke Schneedecke um an die versteckten Nahrungsvorräte, die Flechten dranzukommen. Die Rene bewegen sich instinktiv nur sehr langsam um überleben zu können in der Strenge des Winters. Die Sonne kämpft sich langsam zurück in das nördliche Himmelszelt und das hoffnungsvolle Licht lässt die Schneekristalle glitzern...
der Spätwinter -Gijrradálvvie- die Jahreszeit des Erwachens... Die Tage werden langsam heller und die Natur erwacht träge aus ihrem Winterschlaf, die Eiszapfen beginnen zu tropfen. Die weiblichen Rene blicken sehnsüchtig nach Nordwesten, dort wo sie bald ihre Kälber gebären werden wie sie es schon seid Urzeiten tun...
der Frühling -Gijrra- die Jahreszeit der Rückkehr... Nun sind die Tage und Nächte hell, Eisplatten lösen sich krachen und die Wasserläufe sprudeln wieder lebendig. Miessemánnu der Mai der "Kalbmond" steht bevor und überall stehen die kleinen neugeborenen Kälber und machen erste wackelige Gehversuche an den Lichtungen an den Waldhängen. Es ist die Zeit der kleinen Rene um Kraft und Mut für die bevorstehende Wanderung durch ihr Leben zu sammeln.
der Frühsommer -Gijrragiessie- die Jahreszeit des Wachstums... zartes Grün schmückt die Vegetation und der Wind wispert verheißungsvoll in den Blättern der Bäume. Mückenschwärme treiben die Rentierherden auf die Gletscher im Fjäll, Zeit für die Samis den Umzug der Tiere vorzubereiten, dorthin wo die Kälber in der Sicherheit ihrer Herde heranwachsen dürfen...
der Sommer -Giessie- die Jahreszeit des Nachdenkens... im kurzen und hellen Sommer fressen sich die Rene am Reichtum der Natur richtig satt und legen sich Fettreserven an und die Geweihe beginnen zu wachsen. Die Samis markieren die unzähligen Kälber zu dieser Jahreszeit...
der Spätsommer -Tjakttjagiessie- die Jahreszeit der Ernte... es duftet nach Pilzen, Kräutern und Beeren in den Wäldern und es wird auch Zeit auf die Jagd nach Wild zu gehen um die Vorratskammern etwas zu füllen...
der Herbst -Tjakttja- die Jahreszeit der Antriebskraft... der erste Frost steht vor der Tür und die Zeit der Dunkelheit nähert sich. Die Farben des Herbstes die bunt leuchten und Zeit für Geschichten über das Rätsel des Lebens zu erzählen...
der Frühwinter -Tjakttjadálvvie- die Jahreszeit der Wanderungen... die Sonne wandert davon und die Rene werden zu ihren Winterweiden geführt. Das Land schläft unter der glitzernden Schneedecke und das Nordlicht -das Licht all derer die uns verlassen haben- blickt auf uns herab. Stille kehrt ein und die Sterne leuchten in klaren Mustern...
Berge, Täler, Flüsse & Bäche
die atemberaubende und fast unberührte Natur wird von den Samen schon seit Jahrtausenden respektvoll genutzt aber auch gehegt und gepflegt und deshalb hat jeder Berg, jedes Tal, jeder Fluss und auch jeder Bach schon vor langer langer Zeit seinen Namen erhalten. Leben im Einklang der Natur...
das Leben der Samis
"Lavvu" nennen sie dieses Tipi ähnliche Zelt und "Goahti" die traditionellen grasbewachsenen Holzhütten. Auch in sogenannten "Torf- oder Holzkoten" hatten sie ihr Zuhause. Heute führen aber viele Samis ein modernes und auch sesshaftes Leben, aber trotzalledem bleiben sie ihren Traditionen und ihrer Kultur treu... Wie damals zu der Zeit ihrer Urahnen ist ihr Lebensstil geprägt von der Rentierzucht und in schwedisch Lappland ist es nur den ca. 5.000 Samen vorbehalten diese auch zu betreiben... Einen Samen fragt man auch nicht wieviele Tiere er besitzt, das wäre als ob man ihn nach seinem Kontostand fragen würde und das ist in der samischen Kultur mehr als ein unhöflicher Fehltritt...
Ihre Kleidung
In den kalten arktischen Wintern wenn man draußen seine Arbeiten und Angelegenheiten verrichtet, werden diese traditionellen Mäntel aus Rentierfell getragen. Hübsch verziert mit Bordüren in ihren vier traditionellen Farben die den Saum um den Kragen und die Ärmel schmücken. Ein mit feinen Silberfäden oder Silberarbeiten bestückter Gürtel runden dann manchmal dieses schöne und vor allem kuschelig warme Kleidungsstück ab... Gekleidet sind sie mit ihrer farbenfrohen Volkstracht, der "Kofta" die man noch oft trägt und auch sieht, es ist das Kleidungsstück für "alle" Tage wie man so schön sagt...
über die Esskultur
auch hier ist der samische Lebensstil sehr naturverbunden und traditionell. In die Töpfe oder Pfannen kommen frische lokale Zutaten. Natürlich ihr köstliches Rentierfleisch das das Grundnahrungsmittel der Samen schlechthin ist, gerne als herzhafter Eintopf über offenem Feuer gegart, dazu Kartoffelbrei und ihre heiß geliebten Preiselbeeren als Topping die man sehr oft in ihren Gerichten findet. Aber auch frischer Fisch wie Saibling aus heimischen Flüssen und Seen wird gerne gegessen. Gewürzt wird mit frischen Kräutern, Wurzeln und Beeren. Auch der König der Wälder der Elch landet im Kochtopf oder wird wie auch das Ren in geräucherter oder getrockneter Form gerne gegessen. Alles in allem kann man sagen ihre Esskultur ist ein Fest für den Gaumen aber auch ein Fest der nachhaltigen Zutaten... Sie haben ein umweltfreundliches Leben geführt, schon lange bevor Nachhaltigkeit zum globalen Schlagwort wurde. Auf dem Bild haben wir einen Burger aus Rentierfleisch gegessen der wirklich richtig lecker geschmeckt hat. Auch gegrillte Würste von diesem Tier haben wir probiert aber unser Favorit war eindeutig das Rentiergeschnezelte... Rentier da waren wir uns ganz schnell einig war das beste Fleisch das wir bis dato gegessen hatten...
Sagen & Legenden
davon gibt es jede Menge die in der dunklen Jahreszeit an den Feuern erzählt werden... Meine Lieblingsgeschichte handelt von einem Ren... Die Alten sagen: wenn dir ein weißes Rentier begegnet und dir direkt in die Augen schaut dann hat es eine Botschaft für dich ! Als wir wieder einmal durch die dichten unwegsamen Wälder fuhren auf der Suche nach einem Camp da stand wie aus dem Nichts ein weißes Rentier vielleicht keine 15 - 20 Meter von uns entfernt plötzlich mittig auf dem Weg. Wir sahen es beide gleichzeitig, hielten an, waren gebannt von dem Anblick dieses wunderschönen Tieres und sprachen kein Wort und sahen es einfach nur an. Dann machte es 2 - 3 Schritte in unsere Richtung und ich dachte gleich bleibt mein Herz stehen, welch wunderschönes Geschöpf... Es fixierte uns und wir fixierten es und bestimmt stand mein Mund dabei vor lauter Erstaunen offen. Dann verschwand es wieder lautlos im Dickicht des Waldes...
das Rentier
übersetzt aus der samischen Sprache bedeutet Rentier: "Eigentum des Windes" und das stimmt irgendwie auch. Diese Tiere leben nicht in Gefangenschaft, sie streifen das ganze Jahr über durch die raue arktische Natur von der sie sich ernähren. Die Samis haben es verstanden, das diese Tiere in Freiheit leben müssen um glücklich zu sein. Es funktioniert schon seid Jahrtausenden das die Rene frei leben und trotzdem die Sumpfleute ernähren. Ein grandioses Beispiel das seinesgleichen sucht und man schmeckt es, mit jedem einzelnen Bissen... Wenn ein Rentier geschlachtet wird ist es selbstverständlich das alle Teile des Tieres verwertet werden, aus dem Geweih werden z.B. Knöpfe, Griffe für Messer und Schmuckstücke hergestellt, auch die Haut wird weiterverarbeitet, gegerbt und z.B. zu warmer Kleidung verarbeitet.
"árran" die Feuerstelle
die Alten erzählen: Feuerstellen sind heilig, entweder gehören sie jemandem oder sie sollen an jemanden erinnern... Man darf sie benutzen aber was man auf KEINEM Fall darf: die Steine entfernen !!!
Sie leben mit ihren uralten mythologischen Geschichten und dem festen Glauben das alles auf der Welt eine Seele besitzt. Schamanismus, Natur und Magie...
Wer Respekt vor den Samen, ihrer Kultur und ihren Traditionen zeigt, der ist herzlich Willkommen in ihrem Land, das sie liebevoll Sápmi nennen !!!
und das nächste Mal zeige ich euch wie wahnsinnig schön die Heimat dieses tollen indigenen Volkes ist...
see you soon
Grüße Friedi & Manuela
Travel-Experience (Freitag, 24 Februar 2023 22:42)
@Carola... schön das es hin und wieder klappt so Gänsehaut mäßig... greets und Umarmung zurück und e schee Wochenend für euch :-)
Carola (Freitag, 24 Februar 2023 22:22)
Die Begegnung der besonderen Art
Beim Lesen haben sich meine Augen geweitet und ich habe mich sowas gefreut für Euch .. Gänsehaut pur ... toll, dass Ihr diesen Moment für uns festgehalten habt. Denke an Euch dicke Umarmung